Pau Guardans, Gründer und Hotelier des Único und dessen Schwesterhotels, kreiert Hotel-Trends – und mit diesem Boutique-Hotel ein weiteres in Madrid.
Madrid? Immer eine Reise wert! Und das Stadtviertel „Salamanca“ ist eines der absoluten Highlights in der spanischen Hauptstadt. Mittendrin in der ebenso quirligen wie eleganten Szenerie der „Goldenen Meile“ liegt das Hotel „Único“ – und es ist tatsächlich genauso, wie sein Name es verspricht: einzigartig und unverwechselbar.
Ich möchte ausnahmsweise mit einer Aufzählung dessen, was das „Único“ zu bieten hat, beginnen und erst nachfolgend näher darauf eingehen.
Das Hotel wurde in einem Palast aus dem 19. Jahrhundert eingerichtet. Alle Räumlichkeiten sind großzügig geschnitten, mit außergewöhnlichen Intarsien an den Böden und Wänden versehen und lassen durch elegante, bodentiefe Fenster die spanische Sonne herein.
Die Einrichtung des Fünf-Sterne-Hotels ist imposant, die vielen Spiegel-Vertäfelungen geben dem Ambiente beispielhaften Glanz und wo ich auch hinschaue, ist wortwörtlich alles „kunst-voll“ – nämlich voller Kunst. Und von Anfang an bestätigt das Único den hohen Stellenwert, den das spanische Design und die spanische Innenarchitektur genießen.
Überall verwöhnende und fein ausgewählte Details, eine kosmopolitische Wohlfühlatmosphäre. Obwohl das „Único“ so zentral gelegen ist, stellt es einen echten Ruhepol dar. Das liegt auch an dem wunderbaren „geheimen“ Garten, der im Innenhof mit komfortablen Liegen, Sesseln, Tischen und am Abend mit einer stimmungsvollen Beleuchtung einfach „da sein“ lässt.
Wer Madrid mit Lust auf Genuss besucht und im „Único“ residiert, der braucht das Hotel eigentlich gar nicht zu verlassen. Denn Chefkoch Ramón Freixa und sein Team stehen für absolute Spitzengastronomie, die mediterrane Tradition mit Wagemut und Kunst verbindet. Und übrigens muss dafür niemand einen ganzen Abend „opfern“. Denn die Kreationen dieses mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichneten Hotel-Restaurants können auch mittags als „Short Menu“ innerhalb von anderthalb Stunden genossen werden.
Lage
Stilvolles, adeliges Logement in direkter Nachbarschaft zu den Highlights der Stadt
Mein „Unikat“ für die kommenden zwei Nächte ist das Único in Madrid. Ein beispielhaft eingerichtetes 5*-Hotel in der Calle Claudio Coelle. Und ganz in der Nähe ist alles, was Madrid besonders macht: Museen, Geschäfte, Bars, der Park El Retiro, Luxus in den exklusivsten Vierteln der Stadt.
Das Überraschende: Das Hotel liegt fast ein wenig verborgen im Hinterhof, von Bäumen umsäumt – und eben doch mittendrin im Einkaufsviertel Salamanca. Die Umgebung ist vergleichbar mit der Bond Street in London oder der Rue du Faubourg Saint Honoré in Paris.
Location
Hinter der denkmalgeschützten und noblen Fassade verbirgt sich ein sehr detailverliebtes Boutique-Hotel mit 44 Zimmern und Suiten, das mich in vielen Punkten absolut positiv überrascht hat. Wer alles auf solch hohem Niveau wie hier umsetzt und seinen eigenen Anspruch mit viel Finesse und Stil in dieser Hochwertigkeit präsentiert, muss damit rechnen, dass gerade in Kleinigkeiten Dinge „passieren“ können, die nicht passieren dürfen. Dazu aber wie gewohnt in den Bereichen „Service“ und „Fazit“ mehr.
Der Charakter und die glamouröse Architektur ist ein Mix aus klassischen Elementen mit sehr modernem, fast ein wenig flippigen Akzenten und Eye-Catchern. Und alles ist sehr edel und aus hochwertigstem Material. Überall Marmor-Mosaiken und Holz mit fantastischen Intarsien.
Das Treppenhaus ist feierlich-imposant und besitzt im Zentrum durch den Aufgang eine majestätische, zeitgenössische Kunstskulptur von Jacinto Moros. Ringsherum Spiegel – sehr viele Spiegel. Alles ist mit viel Liebe eingerichtet. Das Farbschema ist neutral, beruhigend. Es wurden klassische Stoffe eingesetzt, die dem modernen Interieur eine heimelige Atmosphäre geben. Ausgezeichnete Komponenten bei der Ausstattung, alles einzigartig designt, funktional – aber besonders.
Und hinter der Fassade befinden sich die preisgekrönte 2-Sterne-Küche von Ramón Freixa, mit angrenzendem zauberhaften Stadtgarten, in dem der Gast lesen, sich sonnen und dem süßen Nichtstun frönen kann.
Zimmer
Leise, ästhetische Ausstattung – bei lauten Türen und Fenstern
Mein Zimmer ist gut. Auch hier sehr hochwertige und außergewöhnliche Tapeten, ein klarlackierter, exzellenter Parkettboden, 4 Meter hohe Decken, feinste Stoffe an den Fenstern, gute Verdunklungsrollos, viel Einsatz von Seide und Leinen. Meine Bettwäsche ist von Frette.
Hinsichtlich der Einrichtung wurde bei Material und Details mit gutem Blick fürs Wesentliche alles aufeinander abgestimmt. Ich wünschte, den Blick hätte man auch auf die Türen und Fenster gehabt. Die Türen schließen lautstark und fallen auf dem letzten Stück feste ins Schloss. Ich kann mir vorstellen, dass das – je nach Zimmerlage – noch unangenehmer wird. Schade, ich hätte sonst dreimal so gut schlafen können.
Das Bad ist sehr wertig, Marmor dominiert und ist mit Möbeln von Jaime Hayón eingerichtet. Ich habe alles, was ich brauche.
Gastronomie
Genussvoll, kreativ und inspirierend anders.
Das Frühstück vom Buffet ist erstklassig, es gibt eine große Auswahl an frischem Obst, Beeren, Omeletts und Eierspeisen ganz zauberhaft zubereitet. Dazu unglaublich fantastisch, hausgebackene Leckereien und sehr gutes, frisch aufgeschnittenes Fleisch. Ich und natürlich jeder andere Gast auch, darf diese guten Dinge im Restaurant von Ramón Freixa einnehmen. Und ich hatte Glück mit dem Wetter und habe mich zum Frühstücken in den Garten gesetzt. Schöner hätte ich nicht in den Tag starten können.
Die ersten Geschmacksexplosionen auf der Zunge: Innerhalb weniger Augenblicke werden sensationelle Amuse-Bouche serviert und ansprechend präsentiert.
Er scheint zu zaubern. Die Teller, auf denen das stets aufmerksame Personal serviert (übrigens unter anderem auf feinstem Geschirr von Lacroix), sind schick, immer ansprechend und in bemerkenswert stilvollem Understatement angerichtet.
Das Servicepersonal arbeitet „on the point“ wie ein Uhrwerk und ist dabei herzlich und freundlich. Und alle wissen absolut, was auf den Tellern ist, beschreiben jeden gereichten Gang im Detail. Mir fällt auf, dass der Sommelier sich gut mit dem Küchenchef versteht und ein ständiger Austausch stattfindet – was unerlässlich für Empfehlungen der Weinbegleitung ist und leider oft unterschätzt wird. Und er schlägt auch leichte, passende und günstige Weine zu den jeweiligen Gerichten vor.
Ich feiere Ramóns Kreativität. Alles ist klar, schnörkellos und ohne dabei ein Widerspruch zu sein. Mir gefällt auch das Ambiente im Restaurant sehr gut. Alles sehr edel und es bietet eine angenehm entspannende Atmosphäre. Das gesamte Team ist exzellent, agiert immer mit dem richtigen Zeitmaß. Zügig, ohne in Eile zu sein, inszenierend ohne Übertreibung.
Jeder Gang ist eine Hommage an purem Genuss. Es ist für mich die Kombination aus bekannten und klassischen Aromen, die Ramón mit einer Prise lausbubenhaftem Charme und Gewürz-Wagnis versieht. Auf jedem meiner Teller … hmmm, wie soll ich das beschreiben? Das auf meinem Teller erinnert mich an den Flamenco-Abend im Theater gestern Abend: eine brillante Show. Eine Show voller Leidenschaft. Im einen Moment (auf dem einen Teller) mal laut und aufsehenerregend, wie beim Gang „2.0 Experiences“, und im nächsten Augenblick mal mit sanften Tönen und einem Fokus von beispielhafter Reduktion auf Reinheit.
An einem Tag serviert das Team 400 unterschiedlich angerichtete Teller. Jeder auf höchstem Level und mit absoluter Perfektion. Das Menü hat seinen Preis – aber der lohnt sich.
Warum das Restaurant keine 3 Sterne hat? Also ich würde sie der Küche und dem zuvorkommenden Service absolut geben, aber – man möge es mir nachsehen – wieder einen für das Outfit abziehen: Hochwasser-Hosen mögen angesagt sein. Auch diese Schuhmode. Doch ich finde immer, dass nicht jeder vermeintliche Trend mitgemacht werden muss …, es sollte schon noch den Anspruch haben, gut auszusehen.
Service
Im Grundansatz eigentlich sehr gut. Eigentlich …
Ich checke sehr spät am Abend ein, es dürfte kurz vor Mitternacht gewesen sein. Ich bin müde und mache da kein Geheimnis draus und muss mich einem typischen Check-in-Prozedere unterziehen. Und natürlich weiß ich um die Notwendigkeit, würde mir aber wünschen, dass dies im Interesse für den Gast – der immer vorgehen sollte – einfach und gastorientiert weniger abgespult werden würde.
Es war also kein ganz so schöner erster Eindruck – aber vielleicht auch dem Tag geschuldet. Doch auf dem Zimmer angekommen erlebte ich eine unschöne Begegnung mit einem Techniker. Nicht, weil er drin war, sondern ich ihn rufen lassen musste. Auf meinem Zimmer war die Air Condition defekt. Das kann passieren, keine Frage – aber der Techniker kam weder mit einer Lösung noch mit einem Lächeln oder gar erklärenden (von nett ganz zu schweigen) Worten.
Genau solche Begegnungen können gefährlich sein, weil sie … offen gesagt, den Eindruck, den andere Mitarbeiter mit dem Fingerspitzengefühl für Freundlichkeit und Service aufbauen, mit dem „Hintern“ einreißen und ein schlechtes Gefühl hinterlassen. Und um das wieder auszubügeln, braucht es mehr, als dem Techniker eine gewisse Aufmerksamkeit beizubringen.
Auch nachts kann der Gast erwarten, dass ihm mit Anstand und Höflichkeit begegnet wird. Wenn aus irgendeinem Grund etwas nicht zu lösen ist, was definitiv vorkommen kann, dann sollte wenigstens eine Kommunikation dazu stattfinden und sich entschuldigt werden.
Diese Punkte sind schade, denn durch solche Vorkommnisse geraten leicht all die andern wirklich tollen Aufmerksamkeiten des Hotels und Personals in den Hintergrund. Und genau deswegen möchte ich stellvertretend für viele – nicht alle – dem Concierge ein großes Lob aussprechen. Danke fürs Kennenlernen, für die netten Empfehlungen in der Umgebung und die kurzfristige Organisation der Tickets fürs Theater.
Fazit
Perfekt im Design und Angebot – leider nicht immer beim Service
Mich begeistern die Einrichtung und Gestaltung. Und Pau Guardans hat ein beneidenswertes Händchen für Gestaltung bzw. für die, die die Gestaltung umgesetzt haben und seine Versionen umsetzen. Chapeau.
Beim Service fehlt mir an manchen Stellen die Haltung als exzellenter Gastgeber. Alles, was in den Bereich SOP (kurz, Prozesse) gehört, ist gut bis sehr gut. Doch bei allem, was darüber hinaus geht, fehlt ein kleines Quentchen die „Kann ich & will ich“-Attitude.
Denn es ist wichtig, dass ein Service-Mitarbeiter erkennt, wann der Gast etwas anderes benötigt, als das „Raster“ vorsieht. Ich wünsche mir Großzügigkeit in Kleinigkeiten – weil genau dies den Unterschied macht und eigentlich alles wie ein Uhrwerk funktioniert. Nur ein Beispiel. Ich brauchte zugegeben mehrere Kopien – die wurde mir mit 10 Euro in Rechnung gestellt. Das kenne ich anders.
Der Fitnessraum ist für seine Größe recht gut ausgestattet. Und er bietet neben vielen freien Gewichten auch ein Laufband und einen Stepper – und auch bei den Annehmlichkeiten wieder gutes Feingespür im richtigen Moment, das Richtige zu bieten: Ich kann zum Beispiel aus verschiedenen Wassersorten, Säften, Tees, getrocknetem Obst und Nüssen wählen. Alles gut gemacht.