Perfekte Luxustage im Pariser Hotel Lutetia

In Paris hat unser Hoteltester schon alles gesehen – doch das Palasthotel Lutetia hat es geschafft, ihn noch einmal sehr positiv zu überraschen.

Fassade des Lutetia: Das Hotel ist das einzige Palasthotel auf der Rive Gauche - und eine Institution seit 1910. (Foto: Hotel Lutetia)

Paris, die Stadt, die jeder kennt und jeder liebt – sie hat es schwer, mich zu überraschen. Louvre, Montmartre, Notre-Dame, Champs-Elysées, alles schon gesehen. Auch die vielen kleinen und großen, guten und schlechten Hotels. Die wunderbarsten Restaurants und Bistros und die schlimmsten kulinarischen Reinfälle habe ich hier erlebt.

Doch dieses Mal hat Paris es tatsächlich noch einmal geschafft und mich mit einem exzellenten Palasthotel, dem Lutetia, und drei tollen Restaurants überrascht. Wie so vieles in Paris hat auch das Hotel Lutetia eine lange Geschichte. 1910 wurde es im Jugendstil und Art déco eröffnet und schnell zu einer Institution. Nach einer langen Umbau- und Renovierungszeit eröffnete es 2018 als Haus der Set Collection, ein Hotelverband der Alrov-Gruppe des Israelis Alfred Akirov, wieder seine legendären Pforten.

Nur ein Jahr später bekam das Haus vom französischen Tourismusministerium den begehrten Status eines „Hotel Palace“ verliehen. Bis heute ist das Lutetia das einzige Hotel am linken Seineufer, das diesen Titel trägt.

Tatsächlich sind die Palasthotels in Frankreich eine eigene Kategorie, qualitativ irgendwo zwischen fünf und sechs Sternen, aber immer mit einem gewissen Extra-Touch. Der Titel verspricht Qualität, gepaart mit Historie. Insgesamt elf Palasthotels gibt es derzeit in Paris, 35 in ganz Frankreich.

Palast hin oder her – ich fühle mich hier jedenfalls ein bisschen wie ein König. Das Hotel überzeugt mich, sowohl was die Hard- als auch die Software betrifft. Augenscheinlich gibt es sehr viele Mitarbeiter, überall werde ich freundlich begrüßt, meist sogar mit Namen. Das finde ich doch eher ungewöhnlich für Paris und auch für ein Haus mit immerhin 184 Zimmern.

Brasserie im Lutetia: Wie überall im Hotel ist auch hier der Stil an den ursprünglichen Jugendstil angelehnt. (Foto: Hotel Lutetia)

Im ganzen Hotel stehen während meines Aufenthalts frische, rosafarbene Pfingstrosen. Wie immer sind es auch hier genau diese kleinen, liebevollen Details, die ein gutes von einem sehr guten Hotel unterscheiden.

Das Restaurant ist äußerst ansprechend dekoriert, ich finde aber leider keine Zeit, dort zu essen. Was ein bisschen schade ist, denn die Brasserie ist sehr beliebt – auch in der Nachbarschaft. Das Publikum besteht zu einem großen Teil aus den Menschen, die hier im 6. Arrondissement, zwischen dem Jardin du Luxembourg und den Invalides wohnen oder arbeiten.

Brasserie des Palasthotels Lutetia: Kulinarische Institution für die Nachbarschaft

Schon vor der Renovierung war die Brasserie eine kulinarische Institution für die Nachbarschaft. Nach dem Umbau änderten die Betreiber das Konzept und engagierten einen Sternekoch aus Marseille. Doch der Erfolg blieb aus, die Pariser wollten lieber ihre Brasserie. Also änderte man den Stil nach der Pandemie wieder in eine klassische Brasserie. Und prompt kamen die Leute wieder.

Glücklicherweise findet in der Brasserie aber auch das Frühstück statt, sodass ich den herrlichen Raum im geöffneten, lichtdurchfluteten Patio doch noch genießen kann. Wie überall im Hotel ist auch hier der Stil an den ursprünglichen Jugendstil angelehnt: schwarz-weißer Marmorboden, Stühle, Bänke und Lampen im Art-déco-Stil.

Auf der Dachterrasse: Blick über die Pariser Dächer in der Abendsonne. (Foto: Hotel Lutetia)

Noch besser aber ist das Frühstück selbst – das man übrigens auch als Nicht-Hotelgast hier einnehmen kann. Es ist eines der besten, die ich in Frankreich je hatte, zwar ein Büfett- und kein À-la-carte-Frühstück, aber die Auswahl ist immens: Sechs verschiedene Beerensorten, alle haben den perfekten Reifegrad, acht unterschiedliche Müslisorten. Alles ist vom Feinsten und eines Palasthotels absolut würdig.

Tagsüber genieße ich die Stadt, und ich suche mir passend zu meiner Herberge drei Top-Restaurants aus. Ich starte mit dem Victoria Paris, das sich am Abend in eine Art Burlesque-Club der 1920er-Jahre verwandelt. Eine spannende und gleichzeitig historische Atmosphäre. Der servierte Loup de Mer schmeckt mir hervorragend.

Zum Mittagessen spaziere ich über den Pont Neuf hinüber ins Cheval Blanc. Das Luxushotel ist Teil des neu gestalteten Pariser Traditionskaufhauses La Samaritaine und ebenfalls eine Hommage an die Zeit des Art déco. Gestaltet wurde es, wie auch das Kaufhaus, vom US-amerikanischen Innenarchitekten Peter Marino. Besitzer von Hotel und Kaufhaus ist der mittlerweile reichste Mann der Welt: Bernard Arnault, Chef des Luxusgüterkonzerns Louis Vuitton Moët Hennessy (LVHM).

Pariser Eiffelturm: Tisch elf bietet den besten Blick

Ich habe Glück und bekomme im Restaurant auf der Dachterrasse den besten Tisch, die Nummer elf, mit Blick auf den Eiffelturm. Da ich mittags gern etwas Leichtes esse, bestelle ich den Ceasar’s Salad mit Poulet (Hühnchen) – nicht sehr französisch, aber trotzdem meine Empfehlung. Denn der wird hier recht außergewöhnlich in ganzen Blättern serviert.

Am Abend fahre ich dann zum Eiffelturm. Am Platz gegenüber, am Trocadero, befindet sich die „Girafe“, eine „Brasserie Marine“. Hier gibt es neben frischen Meeresfrüchten und Fisch auch den wirklich allerbesten, weil frontalen Blick auf den Eiffelturm.

Signature Suite: Gestaltet hat sie Francis Ford Coppola, Star-Regisseur mit einer großen Liebe für Paris. (Foto: Hotel Lutetia)

Als ich spät am Abend zurück ins Lutetia komme, finde ich mein Handykabel fein säuberlich aufgerollt und mit einer kleinen gebrandeten Seidenschleife versehen auf meinem Nachttisch. Die Sonnenbrille, die ich in der Früh auf dem Nachttisch vergessen hatte, wurde geputzt und auf ein neues Brillenputztuch der Set-Collection gelegt, das ich seither verwende.

Einfach alles ist hier auffällig liebevoll umgesetzt – natürlich auch die Einrichtung mit den sehr hochwertigen Materialien. Mein Badezimmer hat beispielsweise eine Badewanne und ein Doppelwaschbecken, die aus einem einzigen riesigen Marmorblock geschlagen wurden. So etwas habe ich noch nie gesehen.

Ebenso einzigartig sind übrigens auch die beiden Signature Suites, gestaltet von Isabelle Huppert, die auch in Frankreich ein Superstar unter den Schauspielerinnen ist, und Francis Ford Coppola, dem Star-Regisseur mit einer großen Liebe für Paris. Diese Liebe zu Paris hat dank meines Aufenthalts im Lutetia auch in mir wieder neuen Schwung gewonnen.

Raths Reise-Rating (aktuelle Wertung gefettet)

  1. Ausdrückliche Reisewarnung
    2. Besser als unter der Brücke
    3. So lala, nicht oh, là, là
    4. Meckern auf hohem Niveau
    5. Wenn’s nur immer so wäre
    6. Ganz großes Kino

Insidertipps

Restaurants: Le Jardin de Cheval Blanc ist das Restaurant auf der Dachterrasse des Hotels Cheval Blanc, direkt am rechten Seineufer am Pont Neuf gelegen. Am besten lange im Voraus reservieren und auf Tisch elf bestehen – von dort hat man die beste Aussicht über die Stadt und auf den Eiffelturm. Das Victoria Paris ist ein Restaurant, das sich am späten Abend in einen stilvollen Burlesque-Club im Stil der 1920er-Jahre verwandelt. In der Girafe am Trocadero bekommt man sowohl die Austern auf dem Silbertablett serviert als auch den frontalen Blick auf den Eiffelturm.

Joggingstrecke: Das Hotel Lutetia liegt nur einen Steinwurf vom Jardin du Luxembourg entfernt. Hier kann man in wunderbarer Atmosphäre ein paar Runden drehen und das klassische Paris auf sich wirken lassen.

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