Rund 20 Golfplätze liegen im Umkreis des Fairmont St Andrews, einige gehören zu den besten der Welt. Trotzdem konzentriert sich das Hotel nicht ausschließlich auf Golftourismus.
St Andrews. Wer Golf liebt, für den ist ein Aufenthalt im Fairmont St Andrews Pflicht. Oder doch Kür? Schließlich wird ja niemand gezwungen, hier zu übernachten. Aber wer als Golfer und Reisender ins Städtchen St Andrews kommt, der weiß, wo es besonders schön ist.
Und: welches Green man unbedingt bespielt haben sollte. Ich reise also nach Schottland, an die Ostküste des Vereinigten Königreichs, die Golfschläger im Gepäck.
Die Kleinstadt St. Andrews nordöstlich von Edinburgh ist für mehrere Dinge bekannt. Zum Beispiel wurde 1413 hier die erste Universität Schottlands gegründet. Außerdem stand in St Andrews einst die größte Kathedrale Schottlands.
Heute sind allerdings nur noch ihre Ruinen zu besichtigen. Was mich aber am meisten interessiert, ist die schon erwähnte Golf-Geschichte der Stadt.
Rund 20 Golfplätze liegen im Umkreis des Fairmont St Andrews, einige davon gehören zu den besten der Welt. Trotzdem konzentriert sich das Hotel nicht ausschließlich auf Golftourismus. Konferenzen spielen eine fast ebenso große Rolle. Wer hier an einer Tagung teilnimmt, dem wird tatsächlich einiges geboten.
Das Fairmont ist Schottlands größtes Tagungshotel mit einer Veranstaltungsfläche von rund 2800 Quadratmetern. Die Bankett Facilities sind enorm, im Ballsaal können bis zu 800 Personen feiern, und die wilde schottische Küstenlandschaft vor dem Hotel ist ideal für Ausflüge in die Natur. Kein Wunder, dass hier bereits ein G20-Gipfel und zahlreiche Luxushochzeiten veranstaltet wurden.
Das Haus selbst ist 20 Jahre alt und optisch einem großen, amerikanischen Hotel nachempfunden. Große, geschwungene Treppen führen von der riesigen Eingangshalle, von der der Blick durch die Fensterfassade hinaus zur Küste geht, in den ersten Stock. 211 Zimmer gibt es und vier Cottages. Diese Cottages mit Luxusausstattung sind vom Hauptgebäude zu Fuß zu erreichen.
Ihr größter Vorteil aber ist folgender: Wer hier übernachtet, kann eine Startzeit auf dem „Old Course“, die man sonst für kein Geld der Welt bekommt, dazu buchen. Das Hotel hat nämlich genau zwölf Startzeiten pro Jahr für diesen Course, der auch für die Swilcan Bridge am 18. Loch bekannt ist, und verkauft diese zusammen mit den Cottages.
Die Schotten, so ist mein Eindruck im Hotel und auch auf dem Golfplatz, sind ein sehr herzliches Volk. Zwar sind sie im Auftreten und in der Sprache etwas gröber als die Briten, dafür nicht immer so „stiff upper lip“. Statt mit der Finesse eines Floretts wird hier mit einem stattlichen Schwert gearbeitet. Man ist nicht schüchtern, sondern eher klar und auf den Punkt.
Es sind aufrichtige Menschen, die mit dem Brexit hadern, höre ich aus den Gesprächen heraus. Zur britischen Krone zu gehören erfüllt die Schotten mit Stolz. Mit der britischen Regierung allerdings sind sie weit weniger glücklich.
Das etwas Gröbere fällt mir auch beim Frühstück auf. Es gibt allerhand frisches Obst, auch Beeren, doch die Melonen und Ananas sind so groß geschnitten, dass ich auf dem Teller noch einmal selbst das Messer anlegen muss, bevor ich essen kann.
Geschmacklich ist die Küche im Fairmont Hotel St Andrews hervorragend. Allen voran im Clubhaus, wo ich eine der besten – und schönsten – Seafood-Platten meines Lebens genießen durfte. Austern, Hummer, Krebse, Krabben, Lachs – alles kommt frisch aus dem Atlantik direkt vor der Tür. Auch das Fleisch ist köstlich, offensichtlich lange abgehangen und zart. Die Auswahl reicht von Tomahawk-Steak über Ribeye bis hin zum kleinen Filet. Das Hauptrestaurant im Hotel bietet ebenfalls äußerst gute Qualität.
All das gute Essen will aber auch abtrainiert werden. Meine Golfrunde reicht dafür allerdings nicht aus, weshalb ich am nächsten Morgen den Fitnessbereich aufsuche. Wobei – es ist wohl eher ein Fitnessparadies, so groß, wie ich es noch in keinem Hotel gesehen habe. Aber das Personal klärt mich auf: Hier sind auch rund 700 Menschen aus der Umgebung Mitglied und trainieren regelmäßig.
Im Spa-Bereich des Hotels gibt es einen schönen Indoorpool, auch dort sind die Mitarbeiter sehr herzlich und freundlich. Es passt einfach alles zusammen, der eher robuste Charme der Schotten und der wilde Charme der Natur rundherum.
Diesen wilden Naturcharme spiegeln auch die beiden Golfplätze in unmittelbarer Umgebung. Sie sind groß, jeweils 18 Loch auf insgesamt 210 Hektar, und haben viele Bunker, die die Löcher verteidigen. „The Torrance“ ist ein traditioneller Links-Championship-Golfplatz, „The Kittocks“ bietet Löcher direkt an der Küste, also „out“, und etwas weiter im Inland „in“. Die Aussicht über die Klippen hinaus aufs Meer ist vor allem bei „The Kittocks“ fantastisch. Auf „The Torrance“ wurde zwischen 2020 und 2022 die DP World Tour ausgetragen, 2023 war die Asian Tour International Series zu Gast.
Eines noch zum Schluss: So groß das Hotel auch sein mag, man spürt die Liebe zum Detail. Direktor Kai Winkler, der während seiner Zeit in München das Tegernseer Bier zu schätzen gelernt hat, hat dies ganz selbstverständlich auch in Schottland zwischen Pale Ale und IPA an der Bar einordnen lassen. Dank seiner internationalen exzellenten Ausbildung und vielen Stationen bringt Kai Winkler viel Erfahrung im Bereich Service Excellence mit. Die Verbindung des groben Charmes der Schotten und der Finesse, die Kai Winkler mitbringt, hat das Haus zu einem perfekten Gasterlebnis geformt, das authentisch ist – so, wie man es erwarten würde.
Raths Reise-Rating (aktuelle Wertung gefettet)
1. Ausdrückliche Reisewarnung
2. Besser als unter der Brücke
3. So lala, nicht oh, là, là
4. Meckern auf hohem Niveau
5. Wenn’s nur immer so wäre
6. Ganz großes Kino
Insidertipps
Restaurant: In der Innenstadt von St Andrews, gleich hinter der Universität, liegt das HAAR Restaurant von Meisterkoch Dean Banks. Nachhaltigkeit und lokale Produkte stehen hier im Vordergrund. In St. Andrews bedeutet das sehr zu meiner Freude: Meeresfrüchte frisch aus den Gewässern Schottlands. Es ist köstlich und perfekt für eine Stärkung nach dem Besuch im British Golf Museum, das nur wenige Schritte entfernt liegt.
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