In den vergangenen Jahren wurde in Andernach ein ganz besonderes Juwel geschliffen, das sich für einen Aufenthalt in der Nähe meiner alten Heimat als ausgezeichnete Wahl entpuppt: das „Purs Luxury Boutique Hotel“. Andernach selbst ist eine der ältesten deutschen Städte und bietet daher reichlich Historie zum Entdecken – vom Wahrzeichen, dem Runden Turm, bis zur eindrucksvollen Pfarrkirche Maria Himmelfahrt. Zudem empfiehlt sie sich als idyllische Kleinstadt, in deren mittelalterlichem Kern sich das „Purs“ befindet.
Der Eingang zum Hotel ist minimalistisch-elegant gehalten und die wohltemperierte Mischung aus historischem Erbe und zeitgenössischen Interieurs fällt mir bereits im Foyer positiv auf. Überall in der ehemaligen Bischofskanzlei aus dem 17. Jahrhundert hat sich der renommierte Antiquitätenhändler und Inneneinrichter Axel Vervoordt im besten Sinne „ausgetobt“. Einem breiten Publikum wurde der Belgier übrigens dadurch bekannt, dass er für das damalige Ehepaar Kim Kardashian und Kanye West eine Villa in Los Angeles von „neureich“ auf „Kloster“ trimmte.
Auch in Andernach blieb Vervoordt seinem ikonischen Stil treu: So beließ er die Fußböden und Decken im Originalzustand und möblierte die öffentlichen Räume, Zimmer und Suiten des Hotels mit modernen Designerstücken wie auch kostbaren Antiquitäten. Ich selbst komme mir darin eher als Gast in einem feudalen Privathaus denn in einer Luxusherberge vor. Für Liebhaber visionärer Wohnoptiken ist allein diese gestalterische Vision einen Besuch wert, würde ich sagen.
Die Bar ist der Nukleus des Hotels und ein Verweilen eine dringende Empfehlung von mir. Bei den Cocktails treffen Eigenkreationen auf beliebte Klassiker, ich wähle jedoch einen fabelhaften Spätburgunder aus der Region. Das Rheinland zeigt sich auch hier von seiner gastfreundlichsten Seite, denn der Service lässt keine Wünsche offen und ich fühle mich wie Zuhause.
Auffällig sind die japanischen Anklänge beim Rundgang durch das Fünf-Sterne-Hotel. Axel Vervoordt platzierte hier beispielsweise phänomenale Keramikkunst des sehr gefragten Töpfers Shiro Tsujimura und Werke des Bildhauers und Installationskünstlers Susumu Koshimizu. Demnächst, erfahre ich vor Ort, wird das „Purs“ sein Angebot um ein Sentō erweitern, ein traditionelles japanisches Badehaus. Eine echte Seltenheit in Deutschland. Aus meiner Sicht ist die japanische Ausrichtung sinnvoll, weil sie stellvertretend für exzellente Gastronomie und Hotellerie steht. Damit richtet sich das Haus auf Langlebigkeit und besonderen Luxus aus.
Einen asiatischen Touch hat auch das zweite hoteleigene Restaurant namens „Yoso“, dessen Karte die Kreationen der japanischen, skandinavischen und französischen Küche in einen köstlichen kulinarischen Diskurs bringt. Dem Chef de Cuisine, Peter Fridén – geboren in Südkorea, in Schweden aufgewachsen und in Frankreich ausgebildet – gelingt eine spannende Fusionsküche mit äußerst hochwertigen Speisen.
Noch mehr aber begeistert mich das Restaurant „Purs“, das mit Yannik Noack von einem der jüngsten Zwei-Sterne-Köche des Landes geführt wird. Diese Michelin-Würden konnte der 29-Jährige bereits einmal erfolgreich verteidigen. Jedes seiner innovativen Gerichte und Menüs aus weitgehend regionalen Zutaten, zubereitet mit den Finessen der französischen Kochkunst, erzählt eine Geschichte und ist Ausdruck von Noacks persönlichem Blick auf leidenschaftliches Essen.
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