Mandarin Oriental Savoy: Neuanfang im ältesten Grandhotel von Zürich

Nobel seit 1838: Das Savoy, jetzt ein Haus der Luxuskette Mandarin Oriental, ist nicht weit von der berühmten Bahnhofstraße entfernt, wo die edelsten Schweizer Uhren verkauft werden © Mandarin Oriental Savoy Zürich
Unser Kolumnist (Capital Online) zählt zu den renommiertesten Hotelexperten Europas. Er stellt in Capital die besten Häuser vor. Diesmal: das „Mandarin Oriental Savoy“ in Zürich, die dritte Schweizer Luxusherberge der renommierten Kette aus Hongkong

Kein Zweifel: Zürich ist eine liebenswerte Stadt. Sauber, ordentlich und wunderschön gelegen am Nordende des Zürichsees und der Limmat, umrahmt von den imposanten Gipfeln der Glarner Alpen und, bei guter Sicht, denen des Berner Oberlands. Diese Attraktivität weiß man im In- und Ausland zu schätzen, weshalb Zürich trotz seiner überschaubaren Größe und nur knapp 450.000 Einwohnern geradezu übersät ist mit Fünf-Sterne-Hotels.

Und die sind bemüht, einander bei Qualität und Service kontinuierlich zu überbieten. Etwa das traditionsreiche Baur au Lac, die drei Häuser von The Living Circle – das Storchen Zürich, das Widder Hotel und das Alex Lake Zürich – sowie das Reserve Eden au Lac, eingerichtet von Stardesigner Philippe Starck. Nicht zu vergessen mein Zürcher Lieblingshotel, das Dolder Grand unter Führung von Markus Granelli, das hoch oben am Berg thront und eine ruhmreiche Vergangenheit mit modernen Innovationen zu verbinden versteht.

Nun wurde diese exklusive Riege, anerkennend beäugt in Europa und der Welt, um ein neues Haus in einem geschichtsträchtigen Gebäude erweitert. Nach fast zweijährigem Umbau empfängt das ehemalige Hotel Savoy am Paradeplatz, unweit der beliebten Luxusmeile Bahnhofstraße, wieder seine Gäste – nun aber als Mandarin Oriental Savoy. Im Jahr 1838 wurde es als erstes Grandhotel der Stadt erbaut und knapp 70 Jahre später komplett umgestaltet. Über viele Jahrzehnte galt das Savoy als bestes Hotel der Schweiz, weshalb diese Neueröffnung mit Spannung erwartet wurde. Auch von mir.

Regional verschieden: Die Farben des Fächers, auch Logo-Symbol von Mandarin Oriental, wurde für Zürich bei einigen Exponaten angepasst. Weiß und Blau sollen auf See und Berge verweisen © Mandarin Oriental Savoy Zürich

Es ist bereits das dritte Haus, das die Kette aus Hongkong in der Alpenrepublik im Portfolio hat, neben Genf (seit 2000) und Luzern (seit 2023). Ein Indiz dafür, wie wichtig und lukrativ der Schweizer Markt ist. Den Umbau finanzierte das Management zunächst mit der Crédit Suisse und später, aus in diesem Kreis sicherlich bekannten Gründen, mit der UBS, einer Bank mit viel Erfahrung bei Hotelprojekten. Die Bestlage in der Innenstadt und die aufwändige Neuausrichtung dürften große Summen verschlungen haben und das merkt man auch den rackrates an: Ein Doppelzimmer ist ab etwa 1.200 Schweizer Franken pro Nacht zu haben. Man gönnt sich ja sonst nichts.

Sanft getönt: Bei den Zimmern (hier eine Corner Suite) hat der Pariser Designer Tristan Auer nur edelste Materialien eingesetzt und in zarte Farben getaucht. Die Schallschutzfenster halten Tram-Geräusche fern © Mandarin Oriental Savoy Zürich

Beim Betreten des Hotels fällt mir sofort die Palette sanfter Farbtöne angenehm auf, in die der Pariser Innenarchitekt Tristan Auer sämtliche Interieurs tauchen ließ. Nur die feinsten Materialien kamen zum Einsatz: Parkett aus Ulmenholz, kunstvolle Intarsien, edle Wandvertäfelungen und Seidentapeten. Ebenso gelungen sind die Akzente, die das Architekturbüro Monoplan gesetzt hat. Alles wirkt aufgeräumt, nicht überladen oder vollgestellt. Ja, so würde ich selbst gern wohnen, wenn ich es mir leisten könnte. Die Zimmer gefallen mir ebenfalls sehr, auch wenn man in dem einen oder anderen den Lärm der Tramhaltestelle vor dem Haus etwas hört, trotz Schallschutzfenstern. Wer völlige Ruhe vorzieht, sollte daher bei der Buchung die Präferenz „Nicht zur Straße raus“ angeben. Und keine Sorge, die sind ebenso schön!

Platz ist in der kleinsten Nobelhütte: In den Meetingräumen und dem Ballsaal des nicht sehr großen Hotels tagen und feiern die Zürcher Geschäftswelt und High Society © Mandarin Oriental Savoy Zürich

Zu meiner Überraschung besitzt das Mandarin Oriental Savoy einige kleinere sowie größere Konferenzräume und sogar einen Ballsaal für bis zu 120 Personen. Das ist wohl der Umgebung geschuldet, denn einige Inhaber und Geschäftsführer von Luxusboutiquen und Juwelieren auf der nahen Bahnhofstraße trafen sich regelmäßig zum Business-Lunch im Savoy. An dieser Gewohnheit und einer treuen Stammkundschaft hat sich glücklicherweise auch nach der 22-monatigen Schließung nichts geändert, weder im italienischen Restaurants „Orsini“ noch in der „Savoy Brasserie“. Woran ich das festmache? Als ich in der Brasserie zu Mittag esse, sehe ich die Gattin eines ehemaligen General Managers des Hauses hereinkommen, ebenfalls zum Lunch. Das ganze Restaurant scheint sofort genau zu wissen, wer sie ist und dank der zahlreichen Begrüßungen und Schwätzchen an jedem zweiten Tisch dauert es sicher eine halbe Stunde, ehe sie sich setzen kann.

Kurs aufs Firmament: Von Antonio Guida, dem Küchenchef des Restaurants „Orsini“, erhofft man sich in Zürich eine Wiederholung seiner Erfolge in Mailand. Dort, im „Seta“, erkochte er bereits zwei Michelin-Sterne © Mandarin Oriental Savoy Zürich

Zum Frühstück im Bistro liegt der Schwerpunkt auf den À-la-carte-Angeboten, was die Küche bei immerhin 80 Zimmern beeindruckend meistert. Für die Küche des „Orsini“ ist Antonio Guida verantwortlich, der im „Seta“ in Mailand bereits zwei Michelin-Sterne erkocht hat und in Zürich ebenfalls punkten soll. Unterstützt wird er dabei vom deutschen Executive Chef de Cuisine, Benjamin Halat, dessen Vita unter anderem Stationen in Kuala Lumpur, Singapur und Bangkok aufweist. Ich kenne Halat von früher, und auch er erinnert sich noch gut daran, wie er vor vielen Jahren in München bei mir daheim für ein paar VIP-Gäste aufkochen durfte. Heute tischt er für mich und die anderen Gäste in Zürich auf, auf höchstem Niveau. Ich sehe ihn schon funkeln, den ersten Stern…

Jedes Detail schmeckt: Der gebürtige Deutsche Benjamin Halat ist einer von zwei Executive Chefs de Cuisine des Mandarin Oriental Savoy in Zürich. Zuvor stand er in München, Singapur und Bangkok hinter dem Dampfgarer © Mandarin Oriental Savoy Zürich

Gespannt bin ich auf die Dachterrasse, die wetterbedingt von Mai bis September geöffnet ist. Die Bar „1838“, benannt nach dem Gründungsjahr des Hotels, soll Gäste mit asiatischen Köstlichkeiten, Cocktails und erlesenen Weinen sowie der einzigartigen Aussicht auf die City und das Bergpanorama anlocken.

Die Geschicke des neuen, alten Hauses liegen nun in den Händen von Dominik Georg Reiner, dem Regional-Direktor von Mandarin Oriental. Er hat sich in München einen Namen gemacht und wird das dortige Mandarin Oriental weiterhin verantworten. Ebenso wie die Hotels in Wien und am Vierwaldstättersee in Luzern. Sein Fokus wird jedoch auf dem Savoy liegen, das er persönlich führen wird und dafür von der Isar an die Limmat zieht. Ein Gewinn für die Hotellerie in der Stadt, wenngleich die Integration als Deutscher in der Schweiz nicht ganz leicht ist, da spreche ich aus persönlicher Erfahrung. Doch mit seinem Fingerspitzengefühl und diplomatischem Geschick wird ihm auch das gelingen. Da bin ich mir sicher.

Tipps für den Aufenthalt

Insidertipps

Wellness: Sie schwitzen gern? Dann mieten Sie sich doch eines der beiden Saunaboote „Alice“ und „Hildi“. Beide sind für zwei bis sechs Personen geeignet und können für vier Stunden gebucht werden. Ein Schiffsführerschein ist nicht notwendig, die Boote lassen sich ganz einfach selbst auf den Zürichsee hinausfahren und wieder zurück zum Anleger. Das Beste: Egal ob das Wetter mitspielt oder Regenwolken die Sicht auf die Berge verwehren – der Ausflug auf den See bleibt ein großartiges Erlebnis. Vier Stunden kosten circa 450 Franken.

Raths Reise-Rating

1 Ganz großes Kino

2 Wenn’s nur immer so wäre

3 Meckern auf hohem Niveau

4 So lala, nicht oh, là, là

5 Besser als im Hostel

6 Ausdrückliche Reisewarnung

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