Hotel Panorama Royal: Buddhas in den Alpen

Wellness-Hotels mit Asien-Thema gibt es wie Sand auf Bali. Tiroler Alpenresorts auch. Dass beides zusammenkommt, ist eher die Ausnahme. Noch ungewöhnlicher, wenn die exotische Mischung tatsächlich funktioniert: Im Hotel „Panorama Royal“ im Kufsteiner Land kommt das gestresste Seelchen inmitten der Gipfel zur Ruhe. 

Es gibt Hotels, die von ihrem legendären Stilbewusstsein leben. Und andere, die bewussten Stilbruch betreiben. Beides ist als Konzept auf Dauer zu wenig. Stilikonen neigen dazu, das Gasterlebnis im Service zu vernachlässigen, denn als Legende wird man leicht arrogant. Und der programmierte Stilbruch wiederum überlebt sich mit dem nächsten Trend.

Selten gibt es Hotels, die gezielten Stilbruch betreiben und damit wirklich etwas Neues erschaffen. Doch ein solches Hotel ist das „Panorama Royal“ im österreichischen Bad Häring. Und der Grund, warum es funktioniert, ist, wie so oft, persönlich. Denn dieses ungewöhnliche Haus wird von einem Überzeugungstäter geführt, der auf die richtige Art verrückt ist.

Peter Mayer ist ein Quereinsteiger. Nach einer langen Karriere verkaufte er seine Unternehmen und machte eine zweieinhalbjährige Ausbildung zum Qigong- und Meditationstrainer. Auch ein Aufenthalt in einem Shaolin-Kloster in China eingeschlossen.

Zurück kam er mit dem Traum, auch anderen zu mehr Achtsamkeit und Glück zu verhelfen. Und in diesen Traum kann man seit 2003 einchecken.

Alpen, Asien, Achtsamkeit

Das großzügig dimensionierte Anwesen funkelt verlockend wie viele andere Alpenhotels, als ich die Anhöhe hinauffahre. Die Lobby, die Uniformen der Damen am Empfang, die urige Gaststube, das Alpenpanorama rundherum. Ich bin eindeutig in Tirol. Oder?

Man sollte ein Buch nie nach seinem Umschlag beurteilen. Den Ruf gemütlicher Tiroler Gastlichkeit nutzt das „Panorama Royal“ auf ungewöhnliche Weise. Denn das Hotel ist Mitglied der „Healing Hotels of the World” und setzt mit seinem Wellness- und Service-Konzept asiatischer Prägung voll auf Achtsamkeit und Nachhaltigkeit.

Hotel Panorama Royal Panoramablick

Qualität mit kleinen Stilverwirrungen

Tiroler Hölzer-Schick und asiatische Symbolik miteinander zu kombinieren ist ein Balanceakt auf dem schmalen Grat zwischen Extravaganz und Kitsch.

Entwarnung: Das „Panorama Royal“ meistert den Spagat im Großen und Ganzen erfolgreich. Auf die Sinnsprüche auf den Fluren könnte ich verzichten. Und der arg gewollt platzierte Buddha auf der Barterrasse wirkt vor der Alpenkulisse wie Kevin allein in Bangkok. Doch die kleinen Stilverwirrungen stören den Gesamteindruck kaum. Im Großen und Ganzen sind die asiatischen Anklänge konsequent inszeniert.

Unabhängig vom Konzept fällt mir im gesamten Haus die wertige Anmutung auf. So hohe Qualität und so viel Liebe zum Detail würde ich mir in manchen Fünf-Sterne-Häusern wünschen. Denn das Holz ist hochwertig, die Farben und Muster geschmackvoll abgestimmt. Außerdem ist alles solide und wirkt elegant. Und es ist offenkundig, dass Peter Mayer regelmäßig in die Modernisierung und im Schnitt alle drei Jahre in eine Erweiterung des Hauses investiert.

Hotel Panorama Royal Buddha

Zimmer mit Panoramablick

Das „Panorama Royal“ verfügt über 66 Zimmer. Ich kann nicht für jedes davon sprechen, doch meine Junior Suite macht dem Namen des Hotels alle Ehre. So ist der Blick von meinem überdimensionalen Balkon in die Tiroler Bergwelt sensationell. Und die hohen Räume und das hochwertige Parkett sorgen zusätzlich für gediegenes Ambiente.

Das Bad ist nicht gerade aufregend gestaltet, aber gut ausgestattet. Neben einer Badewanne verfügt es über eine Dusche. Außerdem besonders angenehm ist das separate WC. Lediglich die Amenities in Pröbchenform bzw. im Spender in der Dusche sowie die etwas spartanisch gehaltene Minibar trüben ein wenig den Gesamteindruck.

Schließlich ist das Highlight das riesige Bett mit seiner hochwertigen Matratze. Und das ist ein wichtiges und oft unterschätztes Detail in einem Hotel mit Wellness-Fokus. Denn ohne guten Schlaf sind alle Achtsamkeit und alle Bergluft nicht viel wert.

Hotel Panorama Royal Zimmer

Lizenz zum Seelebaumeln

Das vielleicht größte Verdienst von Peter Mayer ist das Kunststück, das ihm bei der Auswahl und Ausbildung des Personals gelungen ist. Und schnell wird offensichtlich, wie er das schafft. Denn er lebt seine Service-Philosophie vor, ist immer und überall am Gast präsent. Ein echter Gastgeber eben. So sehe ich ihn schon morgens beim Frühstück persönlich die Gäste begrüßen und abends mischt er sich gut gelaunt an der Bar unter seine Gäste.

Das Haus bringt die Lebenskunst der 1920er-Jahre zurück – auf originelle Weise und mit Sinn für Stil und geschmackvolle Plüschigkeit.

Das Service-Team, das aus Österreichern, Deutschen, Italienern, Kroaten, Ungarn und Tschechen besteht, kümmert sich mit viel Herz und ohne Mühe zu zeigen um die Gäste. In einem „achtsamen“ Hotel eine unerlässliche Qualität. Denn schlecht gelaunte Mitarbeiter würden das gesamte Konzept stürzen.

Das Aushängeschild des Alpenresorts ist der „Spa Royal“. Er ist nicht nur riesig und hervorragend ausgestattet, bis hin zum Salzwasser-Whirlpool. Die Meditations-, Qigong- und Yoga-Kurse gibt es sogar gratis! Einige davon leitet Peter Mayer selbst an. Und zu Preisen zwischen 40 und gut 100 Euro gibt es ayurvedische Spezial-Massagen. Außerdem viele weitere Anwendungen sowie das komplette kosmetische Standardprogramm.

Hotel Panorama Royal Sauna

Von Designer-Wellness will der Gründer dabei nichts wissen. Jedes Angebot ist Teil eines schlüssigen Konzepts. „Wir transportieren mit unserem Konzept nur Werte, die seit Jahrtausenden Bestand haben“, betont der sonst sehr heitere Hotelier mit großem Ernst.

Vielfältige Gastronomie

Die Gastronomie fügt sich gut ins ganzheitliche und nachhaltige Konzept ein. Damit ein Frühstücksbuffet mich überzeugt, erwarte ich nicht nur eine große Auswahl mit viel frischem Aufschnitt und Obst, sondern vor allem einen regionalen Bezug mit Spezialitäten aus der Region.

Und das „Panorama Royal“ erfüllt all meine Hoffnungen. Vom Bio-Schinken über leckeren Tiroler Speck bis hin zum saisonalen Obst mit perfektem Reifegrad finde ich alles vor, was mir den Start in den Tag versüßt. Großartig!

Jeden Abend gibt es ein Menü mit Salatbuffet, Suppe, Hauptgang und Dessert. Und beim Hauptgang habe ich die Auswahl zwischen vier verschiedenen Optionen. Fisch, Fleisch, Vegan/Vegetarisch und Pasta. Zusätzlich gibt es regulären Service à la carte mit deutschen und mediterran angehauchten Klassikern, Tiroler Spezialitäten und auch einigen asiatisch angehauchten, stets schick angerichteten Hauptgängen.

Die Preise für Vorspeisen von 5 bis 15 Euro bzw. 12 bis 31 Euro für die Hauptgerichte sind absolut angemessen. Mir haben es besonders die vegetarischen Kaspressknödel und das hervorragende Tiroler G‘röstl angetan. Wenn schon, denn schon Tirol.

Mir unverständlich: Roomservice ist vorhanden, kostet aber fünf Euro extra. Das passt nicht recht zur Großzügigkeit in Kleinigkeiten, die überall sonst im Haus gelebt wird.

Hotel Panorama Royal Buffet

Fazit: Service und Wellness mit viel Herz

Asien in den Alpen – muss das sein? Diese Frage kann nur jeder für sich beantworten. Wenn das Konzept einer Herzensidee entspringt, konsequent umgesetzt ist und mir als Gast einen echten Mehrwert bietet, kann ich mich daran erfreuen. Denn schließlich machen auch Weltklasse-Luxushotels wie das Setai in Miami nichts anderes.

Im „Panorama Royal“ stimmt das Gesamtpaket, und das ganzheitliche Konzept fließt in ein überzeugendes Gasterlebnis ein. Zudem tragen auch die wertige Einrichtung, der fantastische Spa-Bereich und das großzügige Gratis-Kursangebot ihren Teil bei. Die Übernachtung kostet ab 270 Euro.

Von mir bekommt das leidenschaftliche geführte Wellness-Hotel mit dem atemberaubenden Bergpanorama einen Stern mehr, als es auf der Plakette trägt.

Die Wertung auf der Travelgrand-Skala: 

  1. Ausdrückliche Reisewarnung
  2. Besser als unter der Brücke
  3. So la-la, nicht O-la-la
  4. Meckern auf hohem Niveau
  5. Wenn’s nur immer so wäre
  6. Ganz großes Kino

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