Es gibt Hotels, die sind irre gut. Manche sind irre schlecht – und andere sind einfach nur irre. Die verrücktesten Hotels der Welt pfeifen auf Konventionen und manchmal auch auf Branchenstandards. Wer bei der nächsten Übernachtung wirklich etwas Anderes ausprobieren möchte, wird in diesen Hotels garantiert überrascht. Aktuell erreichen Reiselustige diese Hotels nur beschwerlich oder noch gar nicht. Aber eine Zeit nach Covid 19 liegt bereits in Sichtweite…
THE HOBBIT MOTEL, WAITOMO/NEUSEELAND
Herr der Ringe-Fans aufgepasst: In Neuseeland, wo große Teile des Filmepos gedreht wurden, kehren die Gäste wie in Mittelerde ein, fernab vom düsteren Mordor versteht sich. Das Konzept der Region Woodlyn Park hat für seine offenbar magische Anziehungskraft sogar den World Innovation Award gewonnen, und auch eine bekannte neuseeländische Fernsehshow wird vor der originellen Kulisse gedreht.
Zwei Stunden von Auckland entfernt, in der Nähe der berühmten Waitomo-Höhlen, liegen zwei Nachtlager mit Bullaugenfenstern, die wie die echten Hobbit-Residenzen in der Filmtrilogie in einen grünen Hügel integriert wurden. Und keine Angst: Auch Menschen, die größer sind, als der normale Durchschnitts-Hobbit können in der Herberge aufrecht stehen. Die gemütlichen Häuser offerieren Selbstversorger-Apartments für zwei bis sechs Personen mit Küche, Dusche, Toilette und minimalistischem Mobiliar.
Auf demselben Gelände stehen übrigens auch ein alter Farmwagen, ein umgebautes Frachtflugzeug aus den 50er Jahren und ein ehemaliges Patrouillen-Boot der Marine zur Übernachtung bereit. Allen gemeinsam ist der üppige Ausblick über die grünen Hügel von Mittelerde, pardon, Neuseeland.
Nur größeren Komfort sucht man hier vergebens: Wo Motel draufsteht, ist auch Motel drin. Aktuell sind die Unterkünfte buchbar, zumindest für die Einheimischen. International Reisende dürfen nur mit Sondergenehmigen ins Land. Informieren Sie sich am besten vorher über die geltenden Einreise- und Quarantäne-Bestimmungen.
ASPARKHOTEL, OTTENSHEIM UND BERNEPARK
Beim Namen „Park Hotel“ hat der erfahrene Hotelgast spontan ein mondänes Bild vor Augen: gediegenes Ambiente, gehobener Standard, eine schlossartige Residenz in einer gepflegten Grünanlage vielleicht. Genau mit diesen Assoziationen spielen die Gründer des Park Hotel in Ottensen und Bernepark – und verkehren sie ins Gegenteil. Ihr „Hotel“ ist nämlich die richtige Wahl für alle, die schon immer mal buchstäblich in der Gosse landen wollten.
In einem hübschen, relativ naturbelassenen Park in Ottensheim stehen, nein: liegen mehrere Stücke Betonrohr, wie sie normalerweise in der Kanalisation zum Einsatz kommen. In die Betonhülsen haben die Betreiber alles eingebaut, was es für eine Übernachtung braucht: ein Doppelbett, Strom, Licht, Wolldecken und Schlafsäcke. Oder fast alles: Toiletten, Duschen und Gastronomie passen in die etwa zwei Meter breiten und 2,60 Meter langen Röhren nämlich nicht hinein – hier musste ich bei meinem Aufenthalt auf die umliegende Infrastruktur zurückgreifen. Was mitten in der Nacht auf einen eher freizügigen Toilettenbesuch hinausläuft… Auch sonst war es nicht gerade die bequemste Nacht meines Lebens: Mit meinen 1,97 Meter kam ich mehrfach unangenehm mit den Betonwänden der Röhre in Berührung.
Die Betreiber folgen einem Pay-as-you-go-Prinzip: Beim „Auschecken“ war ich angehalten, in der Paybox meiner „Suite“ einen Betrag nach Wunsch zu hinterlassen. Weitere Rohre liegen übrigens am zweiten Standort im Bernepark.
Wer also schon immer mal wissen wollte, wie es sich anfühlt, in der Kanalisation zu übernachten (minus Gestank), kann es hier ausprobieren – von Mai bis Oktober stehen die Röhren Gästen für maximal drei Nächte zur Verfügung und können online gebucht werden wie jedes andere Hotel auch. Mir war der Aufenthalt durchaus die Erfahrung wert. War es komfortabel? Nun, das liegt bekanntlich immer im Auge des Betrachters.
PALACIO DE SAL, SALAR DE UYUNI/BOLIVIEN
Eishotels gibt es schon lange, und einige davon sind durchaus exklusive, komfortable Herbergen in den kälteren Regionen der Welt. In Südamerika wurde die Idee, ein Hotel aus einem ungewöhnlichen Material zu errichten auf die Spitze getrieben: Der Palacio de Sal, als „Salzpalast“, ist genau das: ein beeindruckendes, weitläufiges Hotel, das fast ausschließlich aus Salz errichtet wurde.
Vom Dach über die Wände bis hin zum Mobiliar besteht fast alles auf diesem Anwesen mitten in der bolivianischen Wüste aus Salz. Sogar die Bettengestelle und die Stühle wurden aus den feinen Kristallen gefertigt. Und ja, ich bin mir sicher. Denn wie wohl die meisten Gäste konnte ich nicht widerstehen und habe probiert.
Am meisten hat mich der Blick aus den Panoramafenstern des weitläufigen Speisesaals fasziniert: Von dort aus blickte ich auf die größten Salzfelder der Welt, aus denen auch das Baumaterial gewonnen wurde. Salz ist der wichtigste Rohstoff der Region, wie mir ein Kellner erklärte. Wenig später servierte er mir sehr charmant und professionell-gastorientiert die Spezialität des Hauses: saftiges Hähnchen in Salzkruste. Was auch sonst.
Die Atmosphäre des Palasts mit seiner traumgleichen Anmutung ist atemberaubend – besonders nachts, wenn der klare Sternenhimmel über der Wüste mit den Salzfeldern um die Wette funkelt – ein surreales, fast utopisches Szenario. Selten war ich geografisch und gefühlt so weit weg vom Alltag wie hier.
Wer sich Sorgen um seine Sicherheit macht: Dem Gebäude selbst und den Möbeln sieht man auf den ersten Blick kaum an, dass sie aus Salz gebaut sind. Das Material wurde so verdichtet und verarbeitet, dass es auf den ersten Blick auch um besonders helle Sandstein-Ziegel handeln könnte. Nur der unverkennbare, mineralische Geruch der Zen-artig klar gestalteten Räumlichkeiten erinnert zu jeder Zeit an das ungewöhnliche Baumaterial. Ich habe mich durchgehend wohlgefühlt. Die Badewannen sind übrigens nicht aus Salz.
Aktuell ist dieses Hotel buchbar, die Einreise nach Boliven ist grundsätzlich mit negativem Coronatest gestattet. Beachten Sie jedoch die sich stetig ändernden geltenden Einreise- und Quarantäne-Bestimmungen.
HENN NA HOTEL, TOKIO
Im Henn na Hotel in Japan beginnt das Abenteuer schon beim Check-in. Hier werden die Gäste nämlich nicht von einem Rezeptionisten aus Fleisch und Blut empfangen, sondern von Avataren derselbigen. Mit dem Gepäck hilft kein Bell Boy, sondern ein automatisierter Trolley. Zugang zum Zimmer gibt es nur via Gesichtserkennung, überall hängen Überwachungskameras.
Auf dem Zimmer geht es nicht minder seltsam weiter: Dort interagieren die Gäste mit einem Dinosaurier-Ei, indem sich ein sprachgesteuerter Computer verbirgt – eine Art prähistorische Siri sozusagen. Das Ei steuert Beleuchtung, Fernseher und Klimaanlage – wenn es gerade gute Laune und volle Batterien hat.
Und wo sind die Angestellten? Ganz einfach: Es gibt keine! Jedenfalls keine, die für die Gäste sichtbar wären. Die einzigen Angestellten sind die Damen, die das Bett machen, wenn die Gäste abwesend sind – und diejenigen, die im Hinterzimmer versteckt per Monitor all die Sicherheitskameras überwachen.
Ein gleichzeitig prähistorisches und ultramodernes Digitalhotel für Abenteuerlustige also. „Henn na Hotel“ bedeutet, je nach Übersetzung, übrigens so etwas wie „merkwürdiges Hotel“. Der Vorteil dieses interessanten Konzeptes: Auch aktuell ist es für Gäste buchbar. Die Einreise nach Tokio ist derzeit nur Gästen aus Nicht-Risiko-Gebieten gestattet und erfordert eine Quarantäne. Detaillierte Informationen lesen erhalten Sie auch hier in den offiziellen Einreise- und Quarantäne-Bestimmungen.