Während meines Frühstücks im Hauptrestaurant aus frischem Obst, krossen, warmen Croissants und herzhaften Eierspeisen bestehend, habe ich das Gefühl in der Sixtinischen Kapelle zu essen. Die Decken sind geschmückt mit feinen Renaissance-Malereien, die Wände mit Tapeten umspannt, klassizistische Säulen, Fresken, prachtvolle Kronleuchter. Alles in vollendeter Eleganz kombiniert.
Bereits 1848 zogen hier einst dampfende Pferde Postkutschen auf den Hof, wurden vom Stallmeister mit Stroh abgerieben und versorgt. Währenddessen tafelten angesehene und zwielichtige Gestalten gleichermaßen bei Bechern mit Wein und Schüsseln voll Schweinebraten. Die Sarazenen von Süden aufreitend und Kreuzritter vom Norden kommend, sollen hier verweilt haben. Grund ist die einzigartige Lage. Der heutige Kronenhof, zu Beginn noch „Weinhandel und Pension Röslin“, lag auf einer der wichtigsten Handelsrouten, die das Schweizer Land über die Alpen mit Italien verband.
Erste Touristen – hauptsächlich Briten – kamen bereits 1870 in die Pension. Die einstige Wirtin soll damals angeblich die Zimmerpreise anhand der Anzahl der Gepäckstücke bestimmt haben. Nach einigen Besitzerwechseln übernahm 2004 die Kulmgruppe zusammen mit der ehemaligen Reeder-Familie Niarchos das älteste Haus am Ort.
Genussmomente
Und nun reihe auch ich mich in die lange Gästeliste des traditionsreichen Hauses ein. Das Abendessen genieße ich im sogenannten Stübl – einem Gourmet Restaurant im Alpenumfeld. Serviert wird eine klassische Karte mit zwei Menüs, gepriesen mit 16 Gault Millau Punkten. Das Essen ist so hervorragend, dass ich auf jeden Fall die Halbpension empfehle.
Umstritten, aber deliziös: Die Entenpresse
Die Entenpresse ist ein mechanisches Gerät, mit dem das nach dem Tranchieren übrig gebliebene Knochengerüst, samt Fleischresten von Kleintieren (wie der Ente) ausgepresst wird. Dadurch wird der Saft für geschmackvolle und intensive Saucen gewonnen. Hier im Kronenhof wird mit solch einer Entenpresse noch gearbeitet. Den feinen, aromatischen Unterschied schmeckt der Kenner durchaus heraus.
Die Küche ist brillant, der Service exzellent. Mit meinen Erfahrungen aus vergangenen Hotelaufenthalten und als ehemaliger Hotelier spüre ich, dass jeder Mitarbeiter hier authentische Herzlichkeit ausstrahlt. Familiäre Atmosphäre und Teamspirit werden gelebt und sind überall spürbar. Solch eine gemeinsame Ausstrahlung wurde über Generationen hinweg aufgebaut und zeigt sich in seiner Echtheit durch jede einzelne Handlung.
Im Salon Fumoir habe ich das Gefühl, Dr. Watson würde sich gleich in einen der bequemen Ledersessel zu mir setzen, sich über seinen Schnauzbart streichen, eine Zigarre anzünden, um gleich darauf im anregenden Gespräch mit mir den kommenden Fall zu lösen.
Neue sportliche Herausforderung
Natürlich ist nach dieser großartigen Gourmetküche Sport wohltuend. Ich trainiere meine Skating Skills in der Langlaufschule Bernina Sport. Diese liegt ganz einfach zu erreichen unterhalb vom Hotel. Die Schule und hat erstklassiges neues und modernes Wintersport-Equipment. Der richtig coole schwedische Skischullehrer Lars empfängt mich herzlich und trainiert mit mir meine Skating-Skills. Die Preise sind moderat. Wer eher Alpin-, statt Langlaufski wählt, wird mit dem hoteleigenen Shuttle kostenlos nach St. Moritz gefahren werden.
Erhebendes Körpergefühl nach einer Behandlung im Hotel-Spa
Der Spa-Bereich ist äußerst beeindruckend. Buchen Sie unbedingt eine Mischung aus Massage und Physiotherapie bei dem Griechen Jonis, der nicht nur ein Masseur, sondern auch ein fantastischer Therapeut ist. Für mich ist es ein echtes Wunder, dass ich mich nach der Massage so komplett energetisiert und voller Tatendrang fühle. Ich buche sofort für den nächsten Tag eine weitere Einheit.
Abgefahrener Wintersport: Snow-Polo
Im Nachbarort St. Moritz findet jährlich der Welt-Cup im Snow Polo statt. Sechs Polo-Mannschaften mit Spielern aus neun Nationen manövrieren ihre Pferde, deren Hufe im Vorfeld speziell präpariert werden, sicher über das Eis. Großartig und sinnvoll empfinde ich, dass der Eintritt aus Traditionsgründen für Zuschauer frei bleibt.
Die Umgebung bietet außerdem viele weitere Möglichkeiten sportlich aktiv zu sein. Sei es Eisklettern, Schneeschuhwandern, am Ski Marathon teilnehmen oder im Sommer Surfen, Kiten, Biken und Wandern.
Wie wurde St. Moritz zum Jet-Set-Ort, an dem sich reich und schön treffen?
Und immer lockt das Weib
Offene sexuelle Szenen im Kino der 1950er Jahre zu zeigen, war zu dieser Zeit ein No-Go. Mit dem Film „Und ewig lockt das Weib“ wurde diese Grenze eingerissen und dadurch aus Brigitte Bardot über Nacht ein Weltstar. Für diese Frau, die sinnliche Schönheit und mädchenhafte Unschuld zu verkörpern wusste, scharrten sämtliche Playboys der westlichen Hemisphäre mit ihren feurigen Hufen. Um die begehrte Dame für sich zu gewinnen, ließ der berühmte Playboy Gunther Sachs 1000 rote Rosen aus einem Hubschrauber auf sie niederregnen. Der Plan ging auf. Bardot und Sachs heirateten 1966. Beide verbrachten einen Großteil ihrer Zeit beim Genießen, Leben und Feiern unter anderen in St. Moritz. Mit ein paar anderen großen Namen trugen sie zum High Class Image, der Noblesse und der Extrovertiertheit des Ortes bei. Die Ehe des Luxus-Paars hielt nur 3 ½ Jahre, der Glanz von St. Moritz ist maßgeblich durch das Engagement Gunter Sachs bis heute erhalten geblieben.
Nightlife
Natürlich lag dies viel an der Werbetrommel, die der prominente Lebemann Gunter Sachs zu rühren wusste. Unter anderem als Präsident des Bob Clubs in St. Moritz, später als Schöpfer des legendären Dracula Clubs. Dieser existiert bis heute und wird von seinem Sohn, Rolf Sachs, der selbst im Olympiadorf in St. Moritz lebt, weitergeführt.
Um den Ort St. Moritz auch heute noch am Haut-Volée-Leben zu halten, wird jährlich im Sommer das Jazzfestival veranstaltet, für das sich Rolf Sachs sehr engagiert. Es gilt als Geheimtipp der Jazzfestivals. Die familiäre Atmosphäre wird aus der intimen Nähe zu Jazz-Größen, wie beispielsweise dem kubanischen Jazz-Pianisten und Komponisten Omar Sosa, in den Clubs und auf der Straße gespeist.
Luxushotels in St. Moritz
„Zum Leben ins Palace Hotel und zum Sterben ins Suvretta Haus“, so oder so ähnlich wird das unaufgeregte, aber stilvolle Hotel Suvretta House vom exklusiv feiernden Partyvolk aus dem Palace Hotel, indem viele Jahre Gunter Sachs residierte, ganz zu Unrecht belächelt. Und, wie immer, ist ein Körnchen Wahrheit dran an dem Gesagten. Wenn nämlich ausschweifendes Nachtleben, feierwütige Exklusivität und extravagante Zügellosigkeit den Maßstab fürs „Leben“ bilden. Doch ein einfacher Perspektivwechsel taucht das eher gediegene Suvretta House in ein ganz anderes Licht. Bodenständiger Genuss, schlichte, aber einnehmende Eleganz, echte, schweizerische Gastfreundschaft und innere Einkehr lassen hier eine höhere Art des Genusses entfalten.
Das Kulmhotel, wie der Name schon sagt, ebenso von der Kulm-Gruppe betrieben, ist das Schwesterhotel des Kronenhofs, außerdem das älteste und traditionsreichste Hotel in St. Moritz. Hier steigen vor allem sportbegeisterte Schneefans ab. Die berühmte Cresta Bahn – eine Eissportbahn – liegt direkt nebenan.
Mein Resümee
Das Leben in Pontresina findet mit mehr Ruhe, Bodenständigkeit und in einer stilleren Form der Erholung statt. Jeder Gast kann seinen Urlaub in einem unbehelligten Modus der Privatsphäre genießen. Genau, wie einst Kanzlerin Angela Merkel, die jahrelang an diesem Platz in einem bestimmten Drei-Sterne-Hotel ungestört Weihnachten feierte. Nie drang etwas davon an die Öffentlichkeit.
Suchen Sie überdies Ästhetik, Stil, Erholung und Kulinarik auf hohem Niveau, sind Sie im Kronenhof richtig.
Normalerweise nenne ich Hotelpreise ungern, weil sie sehr von der Jahreszeit abhängig sind. Da aber evtl. der eine oder andere Leser aufgrund des starken Franken gar nicht genauer nachschaut, sei an dieser Stelle erwähnt, dass die Arrangements im Kronenhof ab 375,00 CHF/Nacht im EZ und ab 560,00 CHF/Nacht im DZ losgehen. Dabei ist jedoch die vorzügliche Halbpension und der Skipass enthalten.