Großstadt-Vibes und das Outback als Amphitheater

Australien war zwei Jahre lang geschlossen. Nun ist der Tourismus wieder angelaufen. Ein Besuch in zwei Hotels in Sydney und im Outback, die unterschiedlicher kaum sein könnten.

Mitten in den Blue Mountains Das One & Only Wolgan Valley ist der komplette Gegensatz zum The Crown im quirligen Sydney. (Foto: Emirates One & Only Wolgan Valley)

Zwei Jahre war der fünfte Kontinent für Touristen geschlossen. Nun können wir dieses so besondere Land wieder bereisen. Ich habe mich auf den langen Weg nach Australien gemacht, um zu erkunden, was es Neues gibt. Auf meiner Reise nach Down Under habe ich zwei Hotels besucht, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Sie spiegeln den Kontrast zwischen Stadt und Land deutlich wider.

Ich beginne meine Reise in Sydney. Für drei Tage habe ich im The Crown eingecheckt, einem 275 Meter hohen, in sich gedrehten architektonischen Meisterwerk direkt am Hafen im Stadtteil Barangaroo, einem angesagten Ausgehviertel. In unmittelbarer Nähe liegen sowohl das ikonische Opernhaus von Sydney als auch die Harbour Bridge.

Das Crown bietet Luxus, Glamour und Glitzer – Las Vegas lässt grüßen. Carrara-Marmor so weit das Auge reicht. Die Mitarbeiter sind freundlich – also nett. Und trotzdem ist der Service in Teilen manchmal – ich wage es zu sagen – inkompetent. Das erklärt sich sicherlich durch die fehlende duale Ausbildung der Mitarbeiter, wie wir sie aus Europa kennen.

Im The Crown stimmen nicht alle Prozesse

Das freundliche Verhalten ist angenehm, aber nicht alle Prozesse stimmen. Das macht die Abläufe schwierig, daher ist trotz der vielen Mitarbeiter am Ende das Ergebnis nicht immer passgenau. Der Restaurantmitarbeiter kennt seine eigene Speisenkarte nicht – „Ich bin neu“ ist seine Erklärung. Das Housekeeping vergisst jeden Tag etwas anderes, einschließlich dem Putzlappen auf dem Waschbecken im Bad des Zimmers.

Aber es gibt andere Dinge, die mir gut gefallen. Die Lage etwa könnte kaum besser sein. Und die Architektur begeistert mich geradezu. Rund 2,3 Milliarden Australian Dollar (rund 1,7 Milliarden Euro) hat das kunstvoll gewundene Gebäude des britischen Architekturbüros Wilkinson Eyre gekostet. In der Hardware ist alles Luxus pur.

Spektakulärer Ausblick Aus der Suite des The Crown kann man das Hafenviertel überblicken und sowohl die Oper als auch die Harbour Bridge sehen. (Foto: The Crown Sydney)

Australien ist ein Melting Pot, hier leben und arbeiten Menschen aus zahlreichen Nationen. Obwohl ich ständig unterwegs bin und viel sehe und erlebe, ist für mich schon der Aufenthalt in der Lobby beeindruckend. Was hier an unterschiedlichen Kleidungsstilen geboten wird – es kommt mir vor wie eine eigens inszenierte Show. Luxusmarken scheinen den Australiern wichtig zu sein, sie spielen eine große Rolle hier in der Lobby. Marke ist alles. Stil nicht unbedingt.

Angenehm finde ich, dass das Kasino eine untergeordnete und die Gastronomie dafür eine übergeordnete Rolle spielt. Von den acht Restaurants habe ich drei besucht: a’Mare (italienisch), Woodcut (australisch) und Nobu (japanisch-australische Fusionsküche). Letzteres scheint bei den Gästen wegen seiner internationalen Berühmtheit besonders beliebt zu sein.

Ich empfehle allerdings vor allem das Woodcut. Es hat vier unterschiedliche Speisenkarten für vier verschiedene Küchen, eine interessante Weinauswahl und zudem einen direkten Blick hinaus aufs Wasser.

Lobby des The Crown Umgerechnet rund 1,7 Milliarden Euro hat das Gebäude des britischen Architekturbüros Wilkinson Eyre gekostet. (Foto: The Crown Sydney)

Plus: Die zentrale Lage, Hotel-Architektur und Optik, guter Ausgangspunkt, um Sydney zu erkunden.
Minus: Erhebliche und unangemessene Servicemängel.

Insidertipp: Um einen anderen Blick auf die Stadt und den Hafen zu bekommen, muss man keine teure Hafenrundfahrt buchen. Nehmen Sie einfach eine der grün-ockerfarbenen öffentlichen Fähren. Die Routen führen an der Oper vorbei und Sie können gute Fotos machen.

Raths Reise-Rating (aktuelle Wertung gefettet):

1. Ausdrückliche Reisewarnung
2. Besser als unter der Brücke
3. So lala, nicht oh, là, là
4. Meckern auf hohem Niveau
5. Wenn’s nur immer so wäre
6. Ganz großes Kino

Nach drei Tagen Prunk und Sightseeing in der Großstadt mache ich mich auf ins australische Outback – ich finde, das ist genau die richtige Kombination. Mit dem Leihwagen geht es knapp drei Stunden Richtung Norden durch die Blue Mountains. Je näher ich meinem Ziel, dem Emirates One & Only Wolgan Valley komme, desto klarer wird mir der Name der Blue Mountains: Rund 100 Eukalyptusarten sind hier heimisch und bilden große Wälder.

Villa im Wolgan Valley Der Einrichtungsstil erinnert ein wenig an afrikanische Lodges. (Foto: Emirates One & Only Wolgan Valley)

Der Duft des ätherischen Eukalyptusöls steigt in die Luft und lässt die Berge tatsächlich blau leuchten. Beeindruckt bin ich von der Vielfalt der Tierwelt. Kängurus hüpfen über die Felder und Straßen. Gleich am ersten Tag schwinge ich mich in der Früh auf eines der Pferde aus dem Stall des Hotels und mache mit einem der Ranger einen Ausritt in die Wildnis. Uns begegnen Hunderte Kängurus in allen Größen, außerdem treffen wir auf Koalas, Dingos, Schnabeltiere, Wombats und viele andere der typischen australischen Tiere.

Optisch erinnert das Emirates One & Only Wolgan Valley an eine afrikanische Lodge. Die 42 großzügigen Villen haben alle einen eigenen Pool, den man dank der verschiebbaren bodentiefen Fenster je nach Außentemperatur wahlweise als Innen- oder Außenpool nutzen kann.

Vor der Fensterfront erstrecken sich großzügige Außenbereiche, die gerne auch von Kängurus besucht werden. Ich fühle mich wie in einem Amphitheater, in dem das Naturschauspiel direkt vor meiner Nase stattfindet. Die Ausstattung ist geschmackvoll, sehr „aussie-like“ mit viel Holz, beschlagenem Metall, Leder und mit Kaminen. Das schafft eine gemütliche Atmosphäre.

Neben einem gut ausgestatteten Gym, einem eleganten Spa – von dem aus ich während der Behandlung einige Känguru-Sprünge sehe – und dem Infinitypool überzeugt mich hier auch die Küche mit Sterne-Niveau. Die Produkte stammen vorwiegend aus der Region und sind aus biologischem Anbau, manches wird sogar selbst angebaut. Natürlich hat das alles seinen Preis. Aber: Hier ist alles inklusive – auch der gut ausgesuchte Wein. Ein interessantes Konzept.

Mit Ranger Pete zur Wombat-Rettung

Als besonderen Service bietet das Hotel eine individuelle Planung von Ausflügen an. So gehe ich am nächsten Tag mit dem Ranger Pete zur Wombat-Rettung. Die putzigen Beuteltiere sind nämlich von einer tödlichen Krankheit bedroht, die um 1850 aus England beim Import von Füchsen eingeschleppt wurde. Mittlerweile gibt es glücklicherweise eine Medizin dagegen.

Vor der Höhle der Wombats platzieren wir eine Art Schleuse, durch die die Tiere in ihre Behausung schlüpfen müssen. Dabei wird das Medikament über ihren Rücken verteilt. Allein im Emirates One & Only haben die Gäste nach Hotelangaben so schon rund 300 Wombats geheilt.

Putzig, aber bedroht Als besonderen Service bietet das Hotel die „Wombat-Rettung“ an. (Foto: Carsten K. Rath)

Am Abend genieße ich dann die ausländische, eher deftige Küche, den Sternenhimmel und die Tatsache, dass ich heute der Tierwelt etwas Gutes getan habe.

Fazit: Im Emirates One & Only Wolgan Valley kann man ein paar besondere Outback-Tage verbringen und die australische Fauna gut kennenlernen, authentisch und unmittelbar. Aufgrund des schlüssigen All-inclusive-Konzepts ist der Preis angemessen.

Insidertipp: Gehen Sie raus in die Natur, sei es per Jeep-Safari oder auf dem Pferd. Empfehlenswert ist auch ein Besuch in der alten, restaurierten Farm. Hier erlebt man, wie die frühen Siedler, meist arme Leute und Kriminelle aus England, gelebt haben.

Raths Reise-Rating (aktuelle Wertung gefettet):

1. Ausdrückliche Reisewarnung
2. Besser als unter der Brücke
3. So lala, nicht oh, là, là
4. Meckern auf hohem Niveau
5. Wenn’s nur immer so wäre
6. Ganz großes Kino

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